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Allianz der Serviced Apartments wächst deutlich

Von A wie "Appartements am Kleeblatt" bis Z wie Zoku haben sich inzwischen ca. 70 Apartmentbetreiber und Dienstleister der Initiative "EveryBedHelps" angeschlossen. Die Erfahrungen mit den Geflüchteten sind bereits vielfältig, der Austausch in der Allianz der Serviced Apartments intensiv. Auch viele andere Aktionen haben sich indes gegründet – ein Update.

Über 38.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind derzeit in Deutschland registriert. Weil es keine Anmeldepflicht, dürften es aber deutlich mehr sein. © Adobe Stock_Marko

Über 38.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind derzeit in Deutschland registriert. Weil es keine Anmeldepflicht, dürften es aber deutlich mehr sein. © Adobe Stock_Marko

"Wir haben diese Woche zusammen wahnsinnig viel bewegen und helfen können, wer hätte das noch am Montag geglaubt", stellte Florian Wichelmann am Freitagabend mit müdem, aber zufriedenem Blick im Videocall mit den Beteiligten fest. Bis Donnerstag zählte der Initiator von "EveryBedHelps" 150 Serviced Apartments für ca. 400 Geflüchtete über die bis dahin rund 40 Apartmentbetreiber und Dienstleister, inzwischen sind es mehr als 70 Beteiligte.

35 Einheiten für 60 Personen haben davon u.a. die Nena Apartments bereitgestellt. Deren Team matcht gerade die Angebote aller Mitglieder der Serviced-Apartment-Allianz mit den eingegangenen Geflüchteten-Kontakten, dies mit Unterstützung der Plattform Gut.org (Betterplace.org). Limehome hat aktuell ca. 30 Geflüchtete in seinen Apartments bundesweit untergebracht, dies vor allem über eine direkte Registrierungsmöglichkeit auf der eigenen Website und Voucher-Buchungen. "Das läuft sehr gut und lässt sich für uns so am leichtesten abwickeln. Die Geflüchteten melden hier, in welche Städte sie wollen, und wir suchen nach freien Kapazitäten", sagt der Limehome-Geschäftsführer Josef Vollmayr. Gleiches meldet auch Moritz Wolff, Head of Revenue von Numa, mit momentan rund 60 Reservierungen und mehreren hundert Anfragen.

Smartments Business will neben den bereitgestellten freien Apartments zusätzlich am Berliner Hauptbahnhof Voucher für nichtgebuchte Apartments schenken. "Auch damit können wir hoffentlich helfen", so Sophie von Finck, Revenue & Reservations Manager DE/AT, und wird hierbei u.a. von Felice Maltzahn von Gut.org unterstützt werden. Bei ihr können Berliner Hotels nicht nur freie Zimmer melden, sondern sie empfängt mit dem Team von #Unterkunft Ukraine auch Geflüchtete am Berliner Hauptbahnhof. Die Allianz #Unterkunft Ukraine wurde von Lukas Kunert (Elinor) und Falk Zientz (GLS Bank) gestartet und koordiniert von Gut.org. Auf der Plattform melden Bürger private Schlafplätze, und Geflüchtete können sich registrieren. Allein bis Mitte letzter Woche konnten so über 180.000 Betten für Menschen aus der Ukraine angeboten werden.

Wunderflats, auch Partner von EveryBedHelps, hatte bisher bereits Kontakt mit 5.000 Geflüchteten. "Wir konzentrieren uns mit den Wohnungsangeboten vor allem auf die längeren Aufenthalte", sagt Jan Hase, CEO und Gründer von Wunderflats. Aktuell arbeitet die Plattform an einer zentralen digitalen Registrierungs- und Buchungslösung.

Andere Bedürfnisse als 2015, anderer Rechtsstatus

Viele Akteure greifen auf Erfahrungen aus der Flüchtlingswelle 2015 zurück. "Im Gegensatz zu damals, sind die meisten Ankommenden bisher erschöpft, aber nicht traumatisiert. Aber das wird sich sicher bald ändern", berichtet Carsten Kritz, Mitglied der Geschäftsleitung von Nena Apartments. Die ukrainischen Geflüchteten reisen zudem meist individuell statt in Gruppen wie 2015 an und benötigen insgesamt weniger Betreuung und weniger Spenden in Form von Kleidung. Die meisten brauchen vor allem Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel und Hygieneartikel. Hierfür haben sich inzwischen u.a. Edeka bei EveryBedHelps gemeldet sowie einzelne Partner der Betreiber vor Ort. Ein Restaurant in Nachbarschaft der Adapt Apartments in Berlin z.B. versorgt derzeit acht Familien mit Lebensmitteln.

Die Buchung der Unterkünfte übernehmen oft ukrainische Freunde, die in Deutschland leben. Bisher kommen die meisten Geflüchteten zuerst in Berlin an, immer mehr reisen inzwischen aber auch quer durch Deutschland weiter. Das kostenfreie Fahrangebot der Deutschen Bahn hat sich als gut funktionierend erwiesen. Derzeit sind auch zahlreiche Sonderbusse von Berlin aus unterwegs.

Im Fokus sind bislang vor allem Shortstay-Aufenthalte von zwei, drei Tagen bis einer Woche. Die Adapt Apartments wollen Aufenthalte von zwei, drei Monaten ermöglichen. "Hier stellen sich für uns viele behördliche Fragen, für die wir bald Antworten benötigen", sagt Ralf Krause. Aktuell gilt, dass die Geflüchteten aus der Ukraine ohne Asylantrag einreisen können und ohne Anmeldung ein Vierteljahr in Deutschland leben dürfen. Das ist ein anderer Rechtsstatus als bei den syrischen und afghanischen Flüchtlingen im Jahr 2015.
Was staatliche finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder angeht, so spricht u.a. der Dehoga Berlin bereits mit dem Berliner Senat über spezielle Rahmenverträge wie 2015 und ist hier sehr zuversichtlich.

Viele Hilfsangebote

Insgesamt ist die Hilfsbereitschaft über die Serviced-Apartment-Allianz hinaus groß. Der Dehoga Berlin und der Hotelfachverband HSMA mit seiner Initiative #Touristikhilft sind derzeit dabei, eine zentrale Registrierungsplattform für Hotels umzusetzen. Die Primus Immobilien planen ein ehemaliges Hotel für 300 Personen in Berlin-Friedrichshain, das mietfrei vom Unionhilfswerk Soziale Dienste koordiniert wird. Die Hansestadt Rostock hat ein leerstehendes Hotel für ca. 200 Geflüchtete angemietet. Airbnb wie auch Immoscout24 wollen bei der Vermittlung von Unterkünften helfen und unterstützen Hilfsorganisationen. Die Initiative "Media for beds" von Karsten Kossatz und Andre Hempel ist im Austausch mit Vertretern von Radio- und TV-Stationen, Außenwerbern etc., um Unterkunftsangebote bei Flüchtlingen bekannter zu machen. Und zahlreiche Unternehmen aus allen Branchen übernehmen Zimmerpatenschaften, spenden Geld, Dienstleistungen oder Hilfsgüter.

Mit dem fortschreitenden Krieg wird auch die große Flüchtlingswelle in den nächsten Wochen nicht abebben, da sind sich bei EveryBedHelps alle sicher. Allein am Samstag erreichten 11.000 Menschen Berlin. Aktuell sind mindestens 38.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland registriert.
"Bei allem Leid, mich begeistert, wie sehr bei EveryBedHelps unser Segment wieder zusammensteht und schnell und unbürokratisch hilft. Ob zentrale Angebotsmeldung bei der Initiative, die eigene Direktbuchung oder andere Lösungen – alle können so agieren, wie sie selbst am besten helfen können. Jeder unterstützt jeden", betont Christiane Anstötz, Verantwortliche bei Brera Serviced Apartments für Sales und Marketing. Auf ihren LinkedIn-Post über die ersten Geflüchteten bei Brera hat sich letzte Woche u.a. die i Live gemeldet, weil sie mit einem Hilfstruck auf dem Weg an die Grenze sind. "Spontan haben wir den Kollegen bei ihrem Stopp in München Kartons mit Dingen des täglichen Bedarfs mitgegeben. Dieses Zusammenhalten und einfach Machen – das ist unser Segment", so Christiane Anstötz.

 

Nützliche Links mit Registrierungsmöglichkeiten und Informationen für helfende Betriebe und Geflüchtete:

 

#EveryBedHelps (Serviced Apartments)

Apartmentservice (Serviced Apartments)

Wunderflats (Wohnungen)

#Unterkunft Ukraine (Hotelzimmer, Privatunterkünfte)

Felice Maltzahn von Gut.org

https://jetzt-helfen.com/

https://berlin4ukraine.notion.site

https://alliance4ukraine.org/

https://www.berlin.de/ukraine/