Liebe SO!APART Insightler,
die Woche hat bewegt. Vor allem weil die Bilder aus Afghanistan bestürzen. So schnell und so klar haben die, die man seit 20 Jahren bekämpft und verdrängt geglaubt hat, den Herrschaftsstuhl mit dem Gewehr vor der Brust wieder besetzt. Der gesamte Westen reibt sich noch immer die Augen, hat buchstäblich die Ereignisse der letzten Wochen im Urlaubsmodus verpasst – und tut sich nun wieder schwer, echte Verantwortung zu übernehmen. Aber gerade letzteres Gefühl hatten wir in den vergangenen eineinhalb Corona-Jahren so oft. Und wenn man etwas Positives daraus ziehen will, dann haben uns die Grenzen und bedingten Kompetenzen von Politikern gezeigt, wie sehr es sich lohnt, wieder mehr gesellschaftliche und unternehmerische Eigeninitiative zu zeigen. Dieser Optimismus dürfte auch gerade in Berlin gefragt sein, wenn es um die seit heute geltenden, erweiterten 3G-Nachweispflichten auch im Gastgewerbe geht. Ungeimpfte müssen demnach bei Übernachtungen ebenfalls einen negativen Test vorlegen - zur Anreise und an jedem dritten Aufenthaltstag. "Keiner weiß wieder in den Ämtern Bescheid, und die Gäste rufen völlig verunsichert bei uns an" - das habe ich diese Woche von einigen Betreibern gehört und drücke die Daumen, dass sie auch dafür wieder eine Lösung finden werden. Ganz sicher!
Was hat mich diese Woche noch bewegt? Dass es toll anzusehen ist, wie belegt viele Häuser wieder sind. Zu wenig leider noch im Longstay, aber dafür umso mehr im lukrativ-neu entdeckten Shortstay. Die Stadt- und Tagungshotellerie wäre wohl mit nur einem Stückchen dieses Kuchens in diesen Tagen sicher schon froh und glücklich. Zugleich ist unsere Reservierungsabteilung oft sehr enttäuscht gewesen. Und ich kann es verstehen. Die Kollegen erklären, beraten, überzeugen in diesem beratungsintensiven Spezialsegment und haben auf diese Weise schon so manches kleine oder neue Haus auf den Schirm von Gästen und Unternehmen gebracht. Doch derzeit können sie den Kunden oftmals keine guten Angebote machen, weil die Preise und Verfügbarkeiten, die sie von Häusern erhalten, sehr viel höher und unflexibler sind als direkt bei den Anbietern. Die Gäste rufen dann verärgert bei uns an, verstehen die Welt nicht mehr, jeder ist frustriert. So schwierig die Zeiten gerade sind, gerade nach Corona sollten wir eigentlich erfahren haben, wie sehr wir uns alle brauchen und stärker ausgefahrene Ellenbogen keinem zuträglich sind.
Also auf gute Partnerschaft! Bleiben wir alle gemeinsam zuversichtlich!
Liebe Grüße,
Anett Gregorius