• Markt
  • Thinktank & Community

Die bleierne Corona-Schwere

Portraitfoto von Anett Gregorius, Gründerin von Apartmentservice © Bastian Bartsch

Anett Gregorius © Bastian Bartsch

Liebe SO!APART Insightler,

manchmal ist es in diesen Tagen auch gut zurückzublicken. Mit diesem Ansinnen habe ich zumindest gerade den Freitagsgruß heraus gekramt, den ich vor genau einem Jahr geschrieben hatte, und ich war – naja – ernüchtert. Da ging es um ein Erwachen allerorts, um erste Hygiene-Programme und das erhoffte, baldige Wiederhochfahren, ohne je wieder zu einem solchen Lockdown zurückkehren zu müssen. Die Unternehmen – sie standen in den Startlöchern, um ihre Mitarbeiter wieder hinauszuschicken. Und der Mai – der könnte es werden, schrieb ich damals. Er wurde es, wie wir heute wissen, und genauso erlebten wir das ersehnte Sommermärchen samt eines anfänglich goldenen Herbstes. Was danach folgte, steckt uns aber nun allzu sehr in den Knochen. Dem Corona-Schockzustand ist inzwischen eine bleierne Corona-Schwere gefolgt. Die Stimmung allerorts – sie ist fragil, gereizt und müde. Selbst in unserem Marktreport 2021, den wir gerade fertigstellen, mussten wir erstmals einen echten "schwarzen" Balken zeichnen. Denn 60 Prozent der Befragten sehen aktuell eine „negative“ oder „sehr negative“ Marktentwicklung in Deutschland - in den letzten Jahren hatte dies niemand angegeben. Auch die weiteren Ergebnisse im Marktreport, der im Mai erscheint, zeigen, wie differenziert unser Segment wirklich im letzten Jahr abgeschnitten hat und sich 2021 bei aller Widerstandskraft durchkämpfen muss.

Ein Chakka-Gefühl scheint also universen-weit weg. Aber ich versuche es trotzdem mit ein paar kleinen Lichtblicken. Denn das Impfen nimmt in Deutschland tatsächlich an Fahrt auf. Infolge dessen haben manche Bundesländer und Länder inzwischen die Quarantäne-Pflicht für geimpfte Reisende aufgehoben, was den Business Travel erheblich erleichtern wird. Und wenn noch ein digitaler Gesundheitspass auf den Weg gebracht wird, dann wären einige der Kernziele, für die sich 13 europäische Geschäftsreiseverbände gerade zusammengetan haben, auf dem Weg. Die Unternehmen stehen in jedem Fall, wie im letzten Jahr, in den Startlöchern und erwarten sogar mögliche Kapazitätsengpässe bei Airlines und Mietwagen, wenn tatsächlich ein hoher Nachholeffekt bei Reisen stattfinden sollte. Dies war ein Tenor beim Experten-Talk von SAP Concur Ende März. Ein anderer, dass große Unternehmen wie Siemens oder UBS keine Nachverhandlungen mit ihren Suppliern führen, allein schon aus Fairness.

Und überhaupt ein Chakka darauf: Wir sehen, wie um uns herum in der Welt allmählich wieder das Leben erwacht. Länder wie Israel oder Teile der USA zeigen uns, wie sehr eine hohe Impfquote in der Bevölkerung tatsächlich wieder das alte, analoge Leben zurückbringt. "Es tut sich etwas, und es wird Zeit", habe ich vor genau einem Jahr geschrieben. "Machen statt meckern", in meinem grenzenlosen Optimismus aber auch. Das sollten sich aber jetzt wohl vor allem die neuen Kanzlerkandidaten auf die Fahnen schreiben - und dabei wirklich für etwas Neues stehen. Also, bleiben wir zuversichtlich!

Viel Sonne am Wochenende!

Liebe Grüße,
Anett Gregorius