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Doch keine große Krise in Frankfurt?

Portraitfoto von Anett Gregorius, Gründerin von Apartmentservice © Bastian Bartsch

Anett Gregorius © Bastian Bartsch

Liene SO!APART Insightler,

ein Roboter ist gestern auf dem Mars nach sieben Monaten Anfahrtszeit gelandet. Minister Altmaier ist am Dienstag auf den Boden der Wirtschaftsverbände-Tatsachen geholt worden. Und wo stehen wir gerade? Der Blick auf die Januar-Zahlen in unserem Segment, die uns STR exklusiv zur Verfügung stellt, ist klar ernüchternd: Im Vergleich zur Hotellerie mit 8,7 Prozent (Fairmas) verbuchten die Serviced-Apartment-Betriebe in Deutschland immerhin noch eine Auslastung von 22,8 Prozent (-64,7 Prozent). Die ADR (Average Daily Rate) sank im Segment auf 68,64 Euro (-31,30 Prozent). Aber alles in allem bleibt es ein Trauerspiel! Immerhin zeigt die einzelne Performance der Top-4-Städte ein wenig Perspektiv-Grau: An der aktuellen Spitze steht, wie schon im Dezember 2020, München mit 33 Prozent. Die ADR-Flagge hält Hamburg mit 84,39 Euro hoch. Währenddessen bildet allerdings bei fast allen Kennzahlen Berlin das Schlusslicht.

Und Frankfurt? Behauptet sich im oberen Mittelfeld – mit 26,2 Prozent OCC und 79,65 Euro ADR im Bereich der Serviced Apartments. Auch in der klassischen Hotellerie sind die Zahlen mit 9,6 Prozent Belegung und 71,60 Euro ADR etwas besser als der Schnitt. Der große Flugreisen-, MICE-, Geschäftsreisenden-Verlierer von 2020 und Überangebotskandidat – er schlägt sich also irgendwie im Grundrauschen von immerhin noch möglichem Domestic-Business-Reisen. Und gerade konnte man in der Frankfurter Neuen Presse auch lesen, dass die Stadt bislang vom vollzogenen Brexit durchaus profitierte. 1.500 Stellen seien, laut Magistratsschätzungen, bereits 2019 neu entstanden. Bis 2022 könnten 2.000 weitere folgen. Vor allem Mitarbeiter aus dem internationalen Bankensektor seien neu in der deutschen Bankenmetropole und zeigen Interesse an Wohnungsangeboten zum Pendeln, aber auch Schul- und Kita-Angeboten für den dauerhaften Umzug. "Grundsätzlich dürfte sich die Ansiedlung auf das gesamte Rhein-Main-Gebiet verteilen", zitiert das Blatt den Magistrat und nennt explizit Serviced-Apartment-Anbieter als mögliche Profitiere dieses Zuzugstrends, bei einem Preisniveau, für das viele Ex-Londoner offen sein dürften. Der Brexit – für Frankfurt offenbar jetzt ein echter Strohhalm. Die Metropolen-Entwicklungen – hier steckt im Detail bei vielen viel neue Perspektive drin, gerade in unserem Segment.

Auch für ganz Hotel-Transaktions-Deutschland hat BNP Paribas diese Woche ein Lösen der Schockstarre ausgemacht. Das deutsche Hotel-Investmentgeschäft zieht wieder an, weil es vor allem UK und Frankreich so schlecht geht, aber auch wegen des hohen Anteils nationaler Business-Nachfrage und der erstarkenden Ferienhotellerie in Deutschland. Jedoch müssten sich jene Hotels, die nur auf einem angeschlagenen Flughafen- oder Messe-Bein stehen, sich bald mit alternativen Nutzungsarten beschäftigen und damit in Richtung einer Konversion in Serviced Apartments, Wohnen, Seniorenwohnungen oder Co-Living denken. Hier ruckelt und zuckelt es gerade überall, das merken wir auch in unseren Gesprächen. Und auch davon könnten wieder Standorte wie Frankfurt mit neuen Serviced-Apartment-Angeboten profitieren - Investoren-Nachfrage schlägt dann ein Stück weit auch Überangebot. Wir werden sehen, welche Logik hier in den nächsten Monaten Oberhand gewinnt.

Nicht mehr ganz in der Nähe von Frankfurt, in Herzogenaurach, entsteht übrigens gerade ebenso ein neues Pflänzchen mit einer neuen Marke. Die Macher suchen hierfür einen Manager (m/w/d), der auch gleich die weiteren Standorte prägen kann. Außerdem will eine etablierte Serviced-Apartmenthaus-Kette einen neuen großen Kopf für ihre Operations finden. Zwei wirklich spannende Aufgaben in dieser mehr als spannenden Zeit. Bei Interesse bitte bei mir melden. Ich leite das gern weiter. Und noch ein Weiterleitungs-Link von mir: Wenn Sie noch keine Zeit hatten, aber wissen wollen, wo die Performance dieses Segments wirklich hinsteuert: Machen Sie bitte noch bei unserer aktuellen Marktbefragung für unseren Marktreport 2021 mit. Jede Zahl und jede Einschätzung zählt. Denn das Interesse am Investment- und Entwickler-Markt an unserem Segment war noch nie so groß und zugleich mit Fragen behaftet. Sorgen wir hier zusammen für Aufklärung und Vertrauen! Wir sind ja schon lange nicht mehr der unbekannte Mars unter den Immobilienplaneten.

In diesem Sinne ein sonniges Wochenende. Bleiben Sie zuversichtlich!

Liebe Grüße,
Anett Gregorius