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Große Zwitterstimmung

Portraitfoto von Anett Gregorius, Gründerin von Apartmentservice © Bastian Bartsch

Anett Gregorius © Bastian Bartsch

Liebe SO!APART Insightler,

was für Achterbahn-Tage derzeit: Am Montag konnten wir die spektakuläre Nachricht lesen, dass die Union Investment wieder Hotelimmobilien kauft – und zwar den "Turm am Mailänder Platz" in Stuttgart von Strabag Real Estate (SRE) mit dem Adina Hotel und Premier Inn, die im Dezember 2021 eröffnen wollen. Am Mittwoch verkündete der Millenial und Prizeotel-Jünger Constantin Rehberg den Launch einer eigenen Senior-Living-Marke im Sommer. Dazwischen bekundete Lufthansa-Chef Carsten Spohr, das Schlimmste als überstanden zu sehen und nun sukzessive eine Erholung im Urlaubs- und Geschäftsreise-Segment zu erwarten. Und wiederum ist im Gegensatz nun auch gewiss, dass heute die Frist für die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ausläuft – und keiner weiß genau, was das bereits in den nächsten Wochen und Monaten nach sich ziehen wird. Oder doch erst 2022.

Ich blicke gerade auf zwei Tage Jahreskongress Temporäres Wohnen in Düsseldorf, den ich mit moderieren durfte. Auch hier habe ich genau diese "Zwitterstimmung" zwischen Rekordzahlen im Living und Konzepthausaufgaben für alle für die Zukunft gesehen. Als gewerbliche Vertreter sind wir jetzt und sicher noch etwas länger im Vergleich zum klassischen Wohnen "krisenbehaftet". Auf der anderen Seite sind es aber vor allem auch wir, die die Wohnantworten für die Zukunft haben, vor allem mittels der Hospitality. Das wird sicher vor allem für viele traditionelle Wohnanbieter noch ein Thema werden müssen, ob sie uns bisher noch als "Sonderlinge" sehen wollen oder schon weiter sind. Denn wir müssen mehr denn je zusammenstehen und gemeinsame Begrifflichkeiten und Ziele entwickeln, und so das Temporäre Wohnen nach vorne bringen. Anders wird es nicht gehen.

Und spannend war beim Kongress auch zu erfahren, wie konkret sich die Zahlen im Microliving-Markt 2020 entwickelt haben. Felix Embacher von Bulwiengesa berichtete, dass die Vermietungsquote von 93 auf 86 Prozent gesunken ist und die Mieten von durchschnittlich 542 auf 489 Euro. Kein Absturz ins Bodenlose, betonte auch Henrik von Bothmer von der Union Investment, aber man muss jetzt ganz genau hinschauen, welches Konzept unter welchen Bedingungen funktioniert. Die Lage der Immobilie ist alles entscheidender denn je. Genauso, wie nachhaltig krisenfest das Betreiberkonzept und der Betreiber aufgestellt sind – eine Feststellung, die wir aktuell auch 1:1 für das Serviced-Apartment-Segment treffen können. Wer sich hier als Schuster noch mehr auf seine Leisten besinnt und das Profil schärft, betonte auch Matthias Niemeyer von Adina, kommt jetzt noch besser durch. Zugleich gilt es auch, die Konzeptbestandteile immer wieder auf ihre Sinnhaftigkeit individuell für den Standort zu überprüfen. Hannibal DuMont Schütte stellte ganz richtig fest, dass es allein schon finanziell überhaupt kein Sinn macht, auf Trend-Gedeih und -Verderben eine große Community-Fläche einzuplanen, wenn der Mikrostandort die besten Ausgehmöglichkeiten bietet und man dafür noch ein, zwei mehr Apartments anbieten könnte. Insgesamt müsse auch in diesem Sinne eine größere Sensibilität der Betreiber bei den Verträgen einsetzen. Absolut, Hannibal!

Und so lesen wir wohl auch ganz gern die neue Studie von Benchmark. Real Estate und Bulwiengesa, die da feststellt: Der Hotelmarkt entwickelt sich wieder zu dem, was er mal war: ein Markt für Spezialisten. Teilmärkte mit modernen Konzepten wie Longstay-Hotels oder Serviced Apartments haben derzeit besonderen Bedarf und Perspektive.

Haben Sie ein schönes Wochenende! Bleiben Sie - wie schon so lange - zuversichtlich! Das Corona-Ende ist allmählich in Sicht!

Liebe Grüße,
Anett Gregorius