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Noch mehr Professionalisierung

Liebe SO!APART Insightler,

Serviced Apartments sind kein purer Longstay mehr. Sie haben "nur" eine Longstay-Ausstattung und funktionieren auch bei Zero Service offenbar bestens für Shortstay. Beim 5. Jahreskongress Temporäres Wohnen vor zwei Wochen ist mir diese aktuelle Entwicklung im Markt wieder mit Ausrufezeichen klar geworden. Mit Dr. Josef Vollmayr von Limehome und Matthias Rincón von Ipartment standen sich hier in unserem gemeinsamen Gespräch auf der Bühne die Shortstay- und Longstay-Flügel in unserer Serviced-Apartment-Welt exemplarisch gegenüber. Und ihre Spannweite hat sich in den letzten Monaten noch einmal deutlich vergrößert.
Denn Matthias hat mit seinem Konzept inzwischen nahezu Vollauslastung, und Josef ebenfalls starke Belegungen, aber vor allem hohe Kurzzeit-Raten bis in B- und C-Destinationen hinein. Beide setzen auf Living-Konzepte und kaum Service, aber Matthias schielt mit seinen Häusern und 95 Prozent Businessgast-Fokus auf noch mehr Multifunktionalität auf kleinem Raum und bedient eine insgesamt preissensiblere Klientel, die sich an Wohnungspreisen orientiert. Josef dagegen hat aktuell über 60 Prozent Leisure-Gäste, winkt beim Thema Multifunktionalität ab und überlegt perspektivisch, in einem Teil seiner Einheiten die Küchen draußen zu lassen, weil bei Shortstay diese Produkte auch gut gebucht werden.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich bisher an der Küche - und nicht an Kitchenettchen ohne Kochmöglichkeit - die alles entscheidende Grenze zwischen Serviced Apartments und Hotelzimmer ziehe. Aber ich, wir, müssen hier künftig offenbar flexibler denken. Unser Segment verträgt nicht nur zwei verschiedene Betriebskonzepte, die sich im Service unterscheiden, sondern auf der Serviced-Apartment-Seite ist auch die Aufenthaltsdauer zu einem Differenzierungsmerkmal geworden – und das ist ein weiterer absoluter Professionalisierungstrend im Sektor. Warum? Weil er nicht zuletzt für die Antwort auf die Probleme der Hotellerie steht.

Dass so oder so viel Bewegung im Markt ist, zeigte diese Woche der Stellenabbau bei Sonder und letzte Woche der Kauf der Bremer Serviced-Apartment-Immobilie durch die Union Investment, die wir hier begleiten durften. Wieder hat hierbei eine Joyn-Immobilie den Betreiber gewechselt, diesmal an Stayery, was zeigt, dass auch der Druck innerhalb des Segments steigt. Zugleich hat Numa letzte Woche eine weitere Hotelimmobilie in Hamburg übernommen. Und während sich Hoteliers bei LinkedIn schon gefragt haben, was der Markt mit all den Serviced Apartments will, sagt unsereins: viel, weil das schlankere, digitalere Beherbergungskonzept auch Shortstay kann und nun veraltete, kostenintensive Stadthotels zuweilen ablöst.
Am 27./28.6. werden diese Themen vielleicht auch beim Hotelimmobilienkongress in Frankfurt diskutiert werden. Hier bin ich in einem Panel zusammen mit Rainer Nittka von der GBI und Yannick Wagner von Accor vor Ort. In jedem Fall aber wird dies ein Thema auf unserer SO!APART im November in Leipzig sein. Gerade hat für die SO!APART Awards der Bewerbungsstart stattgefunden. Vor allem in diesem Jahr freue ich mich, nach viel Rückkehr und Aufholen, auf den Preis und wir laden herzlich zum munteren Bewerben ein.

Liebe Grüße,
Anett Gregorius