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Klein, Longstay, B und C: Wer derzeit am besten aus der Krise kommt

Die Beherbergungsbranche gehört bekanntermaßen zu den am stärksten Corona-gebeutelten Branchen im Jahr 2020. Zugleich erlebte das Serviced-Apartment-Segment einen weniger dramatischen Einbruch als die klassische Hotellerie. Trends und Entwicklungen, die sich in der Wahrnehmung der Betreiber deutlich widerspiegeln.

Apartmentservice hat, ergänzend zur Marktreport-Befragung im Januar und Februar 2020, auch im April und im September 2020 die Situation und Stimmung unter den Partnerhäusern mit folgenden Fragen erfasst: Wie ist Ihre derzeitige wirtschaftliche Lage? Wie lange können Sie nach aktuellem Stand den Betrieb aus wirtschaftlicher Sicht aufrechterhalten? Und: Sehen Sie aktuell einen Vorteil durch den Betrieb Ihres Aparthotels/Serviced Apartmenthauses gegenüber klassischen Hotels?

Bei Keyzahlen klarer, resilienter Trend

Während Hotels in Deutschland im April nach Zahlen von STR eine durchschnittliche Zimmerauslastung von rund 10 Prozent aufwiesen, konnte Apartmentservice für Serviced Apartments noch eine Auslastung von über 30 Prozent erfassen. Dennoch gilt: Durch die heterogene Struktur des Serviced-Apartment-Segments fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus.

Die konzeptionell sehr nah an der klassischen Hotellerie ausgerichteten Aparthotels haben einen stärkeren Auslastungsrückgang erfahren als die Serviced Apartmenthäuser: Während die Zimmerauslastung von Serviced Apartmenthäusern im März 2020 bei 63 Prozent und im April auf prognostizierte 47 Prozent gefallen ist, lagen diese Werte für Aparthotels bei 34 Prozent (März 2020) und 20 Prozent (April 2020). Zwar fallen die Auslastungsraten von Serviced Apartmenthäusern traditionell höher als bei den Aparthotel aus, jedoch hat sich die Differenz zwischen den beiden Konzeptarten im März und April 2020 deutlich erhöht. Im Januar und Februar betrug sie noch 13 Prozentpunkte, in den folgenden Monaten mit Einsetzen der weitreichenden Einschränkungen ist die Differenz auf rund 30 Prozentpunkte gestiegen.

Auslastungsdifferenz zwischen Konzeptarten sinkt

Deutlich verbessert zeigten sich die Auslastungswerte nun im Monat August. Die Gesamtauslastung im Segment lag wieder bei 64 Prozent und ist damit seit dem Tiefstand im April um fast 30 Prozentpunkte gestiegen. Serviced Apartmenthäuser schneiden mit 66 Prozent weiterhin etwas besser ab als Aparthotels mit 59 Prozent. Die Differenz zwischen den beiden Konzeptarten ist jedoch deutlich zurückgegangen und vergleichbar mit den Vorjahreswerten. Im Forecast bis Dezember 2020 erwarten die befragten Häuser wieder einen Rückgang der Auslastung auf rund 50 Prozent.

Hier gilt es jedoch, die tatsächliche Entwicklung abzuwarten, da vor allem mit den steigenden Infektionszahlen und Risikolagen die Gäste sehr viel vorsichtiger werden könnten und noch kurzfristiger buchen bzw. wieder stornieren.

Longer Longstay

Neben der Zimmerauslastung hat sich auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Laufe des Jahres verändert. Wie bei allen Übernachtungsformen der Branche ist durch den Ausbruch der Corona-Pandemie die Nachfrage für Temporäre Unterkünfte zunächst deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der Longstay-Fokus, durch den sich das Serviced-Apartment-Segment traditionell auszeichnet, als klarer Vorteil erwiesen.

Während Shortstays sowohl in Serviced Apartmenthäusern als auch in Aparthotels im April teilweise deutlich zurückgegangen sind, hat sich der Longstay-Anteil erhöht. Dies reflektiert auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die auf 26 Nächte gestiegen ist und selbst bei den Aparthotels bei fast 15 Nächten lag. Im September 2020 haben sich diese Zahlen mit einer Rückkehr des Shortstay-Geschäftes, unter anderem durch die Feriensaison, langsam den Vor- jahreswerten angeglichen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Gesamtsegment lag wieder bei 20 Nächten.

Kleinere Häuser mit geringeren Einbußen

Trotz dieser vergleichsweise positiven Entwicklung in den vergangenen Monaten im Vergleich zum Beginn der Krise sind die Auswirkungen auf die Betriebe gravierend. Anfang September beziffern die befragten Häuser ihre Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt mit rund 40 Prozent. Insgesamt lässt sich jedoch eine sehr große Spanne der Werte beobachten, welche die heterogene Struktur des Segmentes widerspiegelt. Unter den Befragten sind durchaus Betreiber, welche im Vergleich zum Vorjahr nur einen minimalen Umsatzrückgang verbuchen und inzwischen wieder an die Performance-Werte des Vorjahres anknüpfen konnten. Hierbei handelt es sich jedoch ausschließlich um vergleichsweise kleine Häuser in B- oder C-Standorten, die nur eine Minderheit darstellen.

Ambivalente Stimmung

Insgesamt hat sich die Stimmung seit April 2020 wieder verbessert. Die Bewertung der wirtschaftlichen Situation erfolgt im Durchschnitt mit der Note „befriedigend“. Mit einem Anteil von 32 Prozent bewerten jedoch auch weiterhin viele Häuser ihre wirtschaftliche Situation als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Für die zukünftige Entwicklung erwartet eine deutliche Mehrheit der Befragten eine Rückkehr auf das Nachfrage- und Umsatzniveau von 2019 bis spätestens 2022. Für viele bringt diese Einschätzung aber ein großes Maß an Unsicherheit mit sich. Gleiches gilt für eine Prognose der Infektionszahlen oder der Verfügbarkeit eines Impfstoffes, welche entscheidende Faktoren für eine Rückkehr zur Normalität darstellen dürften.

Ausdrücklich gelobt wurde von einem großen Teil der Befragten die von der Regierung beschlossene Möglichkeit der Kurzarbeit. Diese hätte es Betreibern erlaubt, Personalkosten signifikant zu senken und im Herbst 2020 in den meisten Fällen wenigstens kostendeckend zu operieren. Damit schätzen viele Betreiber, dass sie unter Beibehaltung der Kurzarbeit noch mindestens ein Jahr oder auch länger durchhalten können. Dies verdeutlicht, dass das Serviced-Apartment-Segment weiterhin auf einem guten Weg ist, die Corona-Krise vergleichsweise glimpflich zu überstehen.