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Wechselhaftes Klima zum Jahresstart

Portraitfoto von Anett Gregorius, Gründerin von Apartmentservice © Bastian Bartsch

Anett Gregorius © Bastian Bartsch

Liebe SO!APART Insightler,

endlich möchte ich mich wieder bei Euch zurückmelden und sende viel Gesundheit und die herzlichsten Wünsche für ein hoffentlich besseres 2021. Immerhin: Der laufende Januar hat bereits Donald Trump zur Geschichte gemacht, es wird geimpft, und Karl Lauterbach spricht von einem "super Sommer", den wir erwarten dürfen. Vieles, wenn auch nicht alles, ist also besser. Aber mit Blick auf die aktuelle Branchenlage darf und muss es wirklich noch gut werden.

Der währende Lockdown hat uns alle fest im Griff, das Durchhalten ist zur 5.000er-Bergbesteigung avanciert. Das zeigen auch die STR-Zahlen, die im Dezember ein historisches Tief erreicht haben: Lediglich eine Durchschnittsbelegung von 20,6 Prozent erreichte unser Segment Ende 2020 noch, wobei München mit 35,3 Prozent noch mit am besten abschnitt. Die Serviced-Apartmenthäuser performten in Städten wie Berlin (36,3 Prozent) und Hamburg (28 Prozent) traditionell weiter besser als die Aparthotels. Aber eine Aparthotel-Auslastung in Hamburg von nur noch 12,8 Prozent – das sind Zahlen, die wir im letzten Jahr nur aus der Hotellerie gehört haben.

Dennoch: Es geht unserem Segment immer noch besser als der Hotellerie, in der inzwischen blanke Verzweiflung zu beobachten ist. Finanzhilfen sind bei den Kollegen nicht angekommen, die Reserven vieler auf nahezu Null gesunken. Und die Banken bleiben zugeknöpft, beharren auf immer mehr Sicherheiten, die nur wenige leisten können – dies auch in unserem Segment. Umso erleichterter bin ich, dass uns in diesen Tagen weiter etliche Anfragen für Kaufoptionen im Serviced-Apartment-Bereich erreichen. Viele Player wollen wachsen, auch oder gerade jetzt. Das sollte uns in diesem Jahr viel Energie und Kraft bescheren. Zugleich, so hört man, suchen startende Aparthotel-Player gerade Mitarbeiter – und finden keine. Weil viele der Hospitality-Branche den Rücken kehren wollen. Auch hier müssen wir noch mehr Interesse, Motivation und Vertrauen in unsere dynamische Serviced-Apartment-Welt erzeugen. So schwierig die Zeiten, das Hospitality-Konzept wird vielleicht sogar noch wichtiger bei Angebotsformen aller Art werden. Wer hier zu uns kommt, kann die Zukunft noch mitgestalten. Auch Quarters hofft auf neue Möglichkeiten in der Zukunft und will dafür auch in unserem Segment Flagge zeigen, wie wir auf der SO!APART hören durften. Die aktuelle Nachricht, das sich Quarters aus den USA zurückzieht, dürfte daher für viel Unruhe gesorgt haben.

Auf meine Nachfrage hin, bestätigt der Co-Living Anbieter Quarters, dass alle bestehenden Geschäftsaktivitäten in den USA am 15. Januar 2021 beendet wurden. Quarters wird sich damit auf den europäischen Heimatmarkt und seine Standorte in Deutschland und den Niederlanden konzentrieren. Die Schließung des US-Geschäfts erfordert eine Restrukturierung auf Holding-Ebene. Die operativen Gesellschaften in Europa sind hiervon jedoch nicht betroffen. Mehr Schwung beim Wachsen mit weniger krisenbedingtem Ballast also – auch das könnte 2021 für manche ein erfolgversprechender Weg sein. Vienna House wird das vielleicht nach dem schmerzhaften Aderlass vieler seiner Stadthotels ebenso sehen. Für die R.evo-Premiere, so scheint es, bedeutet das aber auch einen anderen Weg in neuen Händen. Die Zukunft kann nicht mehr die Vergangenheit bedeuten, das werden wir in diesem Jahr wohl noch häufig sehen.

Bleibt das Impfthema, das in diesen Tagen immer mehr mit Begriffen wie Impfnachweis, Reisefreiheit für Geimpfte und Impftourismus belegt wird. In Dubai haben einzelne Hotelgesellschaften und die Emirates einen Großteil ihrer Mitarbeiter geimpft, war diese Woche zu lesen. Und es wird bereits gemunkelt, dass dort bald auch Hotel-Longstay-Angebote inklusive Impfung verkauft werden könnten. Von solchen Möglichkeiten scheinen wir bei uns mit Blick auf die aktuelle Impfstoffknappheit noch Universen entfernt.

Und wir werden aufpassen müssen, dass der Re-Start in Deutschland durch die späten Impfungen nicht spürbar später erfolgt als in anderen Ländern und Destinationen. Ein extrem wechselhaftes Klima also in diesem Januar. Manches ist besser als 2020, vieles allerdings noch nicht. Dennoch sorgt die vergleichsweise stabile Performance vieler Unternehmen im Segment durchaus für Zuversicht, ebenso die weiteren Wachstumsambitionen von Investoren und unser Konzept sowieso. Versuchen wir, das neue Jahr also irgendwie zu unserem zu machen. Mit allen Emotionen, und mit einem super Sommer!

Euch zunächst ein schönes Winter-Wochenende!

Liebe Grüße,
Anett Gregorius