Liebe SO!APART Insightler,
oha! Letzte Woche hatte ich an dieser Stelle noch über das Unken zum Thema Regulierung temporärer Wohnangebote geschrieben. Noch am gleichen Tag hat der Bundesrat kleine Fakten geschaffen und einen Gesetzentwurf eingebracht, der nun der Bundesregierung und dem Bundestag vorgelegt wird. Im Kern sollen damit Vermieter künftig einen definierten Möblierungszuschlag ausweisen müssen. Zudem sollen in angespannten Wohnungsmärkten Kurzzeitverträge über sechs Monate jenseits der geltenden Mieterschutzregelungen quasi nicht mehr möglich sein.
Welche Folgen dieser Vorstoß haben wird, können wir im Moment wohl alle noch nicht absehen. Marc P. Werner, den viele als Hotelrechtsexperte von unserer SO!APART kennen, hat mir just heute zugerufen, dass diese Bundesratsinitiative schlichtweg absehbar war und sich noch zeigen wird, ob sie bei den jetzigen politischen Konstellationen in diesem Anlauf durchgehen wird. "Aber auf Dauer kann und wird es die Politik bei der herrschenden Wohnungsknappheit nicht zulassen können, dass das soziale Mietrecht Ausnahmen für temporäres Wohnen zulässt", ist er überzeugt und sagt weiter: "Wir werden in Zukunft eine deutliche Unterscheidung zwischen der gewerblichen Beherbergung bis zu sechs Monaten in Hotels oder Serviced Apartments und dem eigentlichen Wohnen sehen. Temporäres Wohnen über sechs Monate wird in der Umsetzung immer schwerer werden."
Interessanterweise hat Marc diesen Trend auch schon vor einem Jahr in einem Vortrag als These in fünf Jahren formuliert – und dafür teilweise deutlichen Gegenwind kassiert. Inzwischen – das konnte er damals noch nicht ahnen – hat sich zu einer verfehlten Wohnungspolitik der Regierung(en) und immer mehr gierigen Wohnraum-Zweckentremdern – verzeiht den Ausdruck – auch noch die Inflation und eine Immobilienkrise "gesellt". Eine teuflische Mischung, wie wir alle sie gerade spüren. Wohnen ist Politik ist Emotion – das schaukelt die Debatten nun in den Olymp, und hat bisher leider noch keinen vernunftbegabten Makro-Blick von Politik und Kommunen auf die Sachthemen erzeugt.
Genau das erhoffe ich mir aber nun mit diesem politischen Vorstoß. Wir wissen alle, wie sehr im Bereich Kurzzeitvermietung Äpfel mit Birnen verglichen werden. Mieter aus Wohnungen rauszuwerfen und diese möbliert zu überhöhten Preisen an verzweifelt-suchende oder gut-solvente Mieter weiter zu schieben, teilweise sogar mit naiven Behördengenehmigungen in der Tasche – das ist etwas ganz anderes als im Neu- und Umbau ein professionelles Wohnen-auf-Zeit-Konzept samt Betreiber für Studierende und mobile Berufstätige zu realisieren. Die professionelle Microliving-Branche sollte hier nicht unter Druck geraten müssen. Durchdacht und ernstgemeint müssen stattdessen klare Abgrenzungen zum grauen, semi-professionellen Wohnungsmarkt geschaffen werden. Dies idealerweise mit Betreibern aus unserem Segment am Diskussionstisch. Denn im Umkehrschluss muss die Gesetzesinitative auch bedeuten, dass Serviced Apartments nun nicht mehr allein wegen ihrer Küche in die Wohnecke geschoben werden, wenn einem gerade danach ist.
Viel los im Markt. Der Druck, in unserem gewerblichen Segment ein rechtssicheres Zuhause auf Dauer zu finden, steigt schon jetzt von Anbieter- bis zur Vermittlerseite. Aber darüber werden wir sicher auch noch in zwei Wochen auf unserer ersten SO!APART Summer insight am 4. Juli in Berlin im The Base sprechen. Ebenso über das selbstbewusste konzeptionelle Wachsen bei manchen im Segment, und über einen New Kid, den wir vor Ort haben.
Wir freuen uns unbändig, Euch zu sehen und mit Euch hier beim Cocktail und auf der Sonnenterrasse hitzig-spannend über dies und jenes zu sprechen. Wenn Ihr noch kein Ticket habt, meldet Euch schnell an, ein paar Restkarten haben wir noch!
Euch in wunderbares Sommerwochenende,
Liebe Grüße,
Anett Gregorius